- Die Holthuser Partie -
Dezember
Merkwürdige Übereinstimmung
 

Zum Prolog dieser Partie zunächst ein Meisterwerk von Bobby Fischer:


R. Byrne - R. Fischer
US-Meisterschaft 1963, Schwarz am Zug

Diese Fischer-Partie ist eine meiner Lieblingspartien. Einmal wegen der Schönheit von Fischers Kombination, und einmal wegen der Ästhetik der Endstellung. Fischer hatte hier etwas Material geopfert und spielte das entscheidende 19. ... d4 20. Sd4: Lb7+. Es ist egal, wo der König hingeht. Es folgte 21. Kf1 Dd7 und die Endstellung war erreicht:


R. Byrne - R. Fischer
US-Meisterschaft 1963, Schwarz am Zug

Eine malerische Situation: Schwarz ist auf die drei letzten Reihen beschränkt, die Figuren sogar auf die letzten beiden, und er hat eine Figur weniger. Jedoch musste Weiss aufgeben. Es droht einfach Dh3+ nebst Dg2#. Falls Df2, so trotzdem Dh3+ und nach Kg1 spielt Schwarz Te1+ nebst Überlastung der Dame. Warum dieser Prolog? Die folgende Partie erinnerte mich doch sehr an die obige. Eine derartige Kombination gab es zwar nicht, aber es gab das entscheidende ...d4 und dann die Ästhetik der Schlußstellung. Auch die Länge der Partie ist identisch...
 

Frank Modder (1686) - Stephan Slopinski (1650) 0-1
Rheiderlandpokal 2000 (24.11.2000)

Unter den (nahenden) Weihnachtsbaum legen wir zum Abschluß dieser Reihe eine von Schwarz gut geführte, instruktive Kurzpartie, gespielt beim offenen Holthuser Rheiderland-Pokal im Jahre 2000. Mein Gegner in dieser Partie hätte den Pokal im Jahr zuvor fast gewonnen, in der letzten Runde verlor er gegen Meino Aden aus Leer. Unsere direkten Begegnungen bei diesen beiden Turnieren endeten jeweils mit Remis. Es deutete also alles auf ein ausgeglichenes Duell hin. In dieser Partie schnappte sich aber Stephan den ganzen Punkt und ging auch in der DWZ-Liste vorbei - für den Moment.
 

Ich bei einem Mannchaftskampf 2001.
Stephan bei einem Mannschaftskampf 2003.

Dies ist die erste Partie in dieser Reihe, die aus den Rheiderlandpokal-Turnieren stammt. Diese offenen Turniere wurden seit 1991 angeboten (eigentlich war auch das Turnier 1990 offen, wurde aber noch nicht unter dem Namen und auch nicht großflächig ausgeschrieben). Mit diesem Angebot zog Holthusen mit vielen Nachbarvereinen gleich. Zunächst lief dieses Turnier zeitgleich zur Vereinsmeisterschaft - es gab also einen zweiten Spielabend in der Woche während der Pokalzeit. In späteren Jahren unvorstellbar! Austragungsort war zunächst die Gaststätte „Zur Linde“, später ging es dann ins Gemeindezentrum. Neben den Leeraner Dauersiegern Uwe Rau und Meino Aden (zusammen 15 Titel) konnten sich nur drei weitere Spieler in die Siegerliste eintragen. Die Turnierserie endete 2008 mangels Teilnehmer.

In der vorliegenden Partie spielte ich einen positionell verfehlten frühen Bauernvorstoß am Damenflügel. Danach geriet ich nach einem logischen Gegenschlag im Zentrum in eine schwierige Lage. Meine Verteidigung war nicht immer die Zäheste, aber auch heute sind alle Varianten danach irgendwie schlecht. Stephan arbeitete die Schwachpunkte - Zentrum, c-Bauer, lange Diagonale - sehr anschaulich heraus und war effizient in der Umsetzung. Beide Zentralbauern stieß er entscheidend vor und es wurde eine Miniatur.


Modder - Slopinski
Sieht nach nicht viel aus, aber nach dem "schnöden" ... 15. ... d4 kann Weiß einfach aufgeben.

Zum Vergleich zur Fischer-Partie: Nach bereits 15 Zügen, Schwarz am Zug, kann Weiß aufgeben. Schwarz ist sogar mit seinen Figuren im Grunde auf die letzte Reihe beschränkt und hat lediglich, von den verbliebenen Figuren, mit dem Läufer gezogen (okay, der Turm hat rochiert). Alles sieht normal aus, aber der erste kleine Bauer, der sich in die gegnerische Hälfte wagt, reicht bereits aus für den Schwarzsieg. Mindestens Qualität und Bauer sind weg, und damit auch der Punkt.
 

Partie F. Modder - S. Slopinski 0-1

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Damit verabschiedet sich diese Partienreihe und von dieser Stelle aus ein frohes Weihnachtsfest!

- frank modder, Dezember 2014