Zum
Prolog dieser Partie zunächst ein Meisterwerk von Bobby Fischer:
R.
Byrne - R. Fischer
US-Meisterschaft
1963, Schwarz am Zug
Diese
Fischer-Partie ist eine meiner Lieblingspartien. Einmal wegen der Schönheit
von Fischers Kombination, und einmal wegen der Ästhetik der Endstellung.
Fischer hatte hier etwas Material geopfert und spielte das entscheidende
19. ... d4 20. Sd4: Lb7+. Es ist egal, wo der König hingeht. Es folgte
21. Kf1 Dd7 und die Endstellung war erreicht:
R.
Byrne - R. Fischer
US-Meisterschaft
1963, Schwarz am Zug
Eine
malerische Situation: Schwarz ist auf die drei letzten Reihen beschränkt,
die Figuren sogar auf die letzten beiden, und er hat eine Figur weniger.
Jedoch musste Weiss aufgeben. Es droht einfach Dh3+ nebst Dg2#. Falls Df2,
so trotzdem Dh3+ und nach Kg1 spielt Schwarz Te1+ nebst Überlastung
der Dame. Warum dieser Prolog? Die folgende Partie erinnerte mich doch
sehr an die obige. Eine derartige Kombination gab es zwar nicht, aber es
gab das entscheidende ...d4 und dann die Ästhetik der Schlußstellung.
Auch die Länge der Partie ist identisch...
Frank
Modder (1686) - Stephan Slopinski (1650) 0-1
Rheiderlandpokal
2000 (24.11.2000)
Unter
den (nahenden) Weihnachtsbaum legen wir zum Abschluß dieser Reihe
eine von Schwarz gut geführte, instruktive Kurzpartie, gespielt beim
offenen Holthuser Rheiderland-Pokal im Jahre 2000. Mein Gegner in dieser
Partie hätte den Pokal im Jahr zuvor fast gewonnen, in der letzten
Runde verlor er gegen Meino Aden aus Leer. Unsere direkten Begegnungen
bei diesen beiden Turnieren endeten jeweils mit Remis. Es deutete also
alles auf ein ausgeglichenes Duell hin. In dieser Partie schnappte sich
aber Stephan den ganzen Punkt und ging auch in der DWZ-Liste vorbei - für
den Moment.
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Ich
bei einem Mannchaftskampf 2001.
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Stephan
bei einem Mannschaftskampf 2003.
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Dies
ist die erste Partie in dieser Reihe, die aus den Rheiderlandpokal-Turnieren
stammt. Diese offenen Turniere wurden seit 1991 angeboten (eigentlich war
auch das Turnier 1990 offen, wurde aber noch nicht unter dem Namen und
auch nicht großflächig ausgeschrieben). Mit diesem Angebot zog
Holthusen mit vielen Nachbarvereinen gleich. Zunächst lief dieses
Turnier zeitgleich zur Vereinsmeisterschaft - es gab also einen zweiten
Spielabend in der Woche während der Pokalzeit. In späteren Jahren
unvorstellbar! Austragungsort war zunächst die Gaststätte „Zur
Linde“, später ging es dann ins Gemeindezentrum. Neben den Leeraner
Dauersiegern Uwe Rau und Meino Aden (zusammen 15 Titel) konnten sich nur
drei weitere Spieler in die Siegerliste eintragen. Die Turnierserie endete
2008 mangels Teilnehmer.
In
der vorliegenden Partie spielte ich einen positionell verfehlten frühen
Bauernvorstoß am Damenflügel. Danach geriet ich nach einem logischen
Gegenschlag im Zentrum in eine schwierige Lage. Meine Verteidigung war
nicht immer die Zäheste, aber auch heute sind alle Varianten danach
irgendwie schlecht. Stephan arbeitete die Schwachpunkte - Zentrum, c-Bauer,
lange Diagonale - sehr anschaulich heraus und war effizient in der Umsetzung.
Beide Zentralbauern stieß er entscheidend vor und es wurde eine Miniatur.
Modder
- Slopinski
Sieht
nach nicht viel aus, aber nach dem "schnöden" ... 15. ... d4 kann
Weiß einfach aufgeben.
Zum
Vergleich zur Fischer-Partie: Nach bereits 15 Zügen, Schwarz am Zug,
kann Weiß aufgeben. Schwarz ist sogar mit seinen Figuren im Grunde
auf die letzte Reihe beschränkt und hat lediglich, von den verbliebenen
Figuren, mit dem Läufer gezogen (okay, der Turm hat rochiert). Alles
sieht normal aus, aber der erste kleine Bauer, der sich in die gegnerische
Hälfte wagt, reicht bereits aus für den Schwarzsieg. Mindestens
Qualität und Bauer sind weg, und damit auch der Punkt.
Eine
Kommentierfunktion gibt es leider nicht, aber im Gästebuch
kann man auch weiterhin Kommentare abgeben.
Damit
verabschiedet sich diese Partienreihe und von dieser Stelle aus ein frohes
Weihnachtsfest!
-
frank
modder, Dezember 2014
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